Die Corona-Pandemie hat es gezeigt: Schnelle und vor allem zuverlässige Tests, mit denen sich infizierte Personen möglichst frühzeitig und zuverlässig erkennen lassen, sind eine wesentliche Schutzmaßnahme, um die Ausbreitung einer großen Epidemie zu verlangsamen. »Frühzeitig« und »zuverlässig« sind hier wirklich die Schlüsselbegriffe, denn nur wenn diese beiden Eigenschaften verknüpft werden, lassen sich die Bürger*innen motivieren, sich dann auch entsprechend verantwortungsvoll zu verhalten.
Das Fraunhofer-Translationszentrum für Regenerative Therapien TLZ-RT hatte deshalb schon erste eigene Überlegungen angestellt, wie sich sowohl die Sensitivität als auch die Zuverlässigkeit beim Testen erhöhen lassen, als der Aufruf der Fraunhofer-Gesellschaft, sich an dem Programm Fraunhofer vs. Corona zu beteiligen, auch eine Finanzierungsmöglichkeit bot.
Drei Testverfahren zum Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion werden im Wesentlichen genutzt
Der Nachweis von Antikörpern (AK) im Blut gegen das Virus wurde von der WHO nicht empfohlen, da die AK meist erst nach der der infektiösen Periode von SARS-CoV-2-infizierten Patienten nachweisbar sind. Dadurch kann die Virusverbreitung in einer aktuellen Epidemie/Pandemie nicht effektiv verhindert werden.
Frühzeitiger und schneller geben die beiden anderen Testtypen Aufschluss:
Ein PCR-Test weist direkt das Erbgut des Erregers nach und gilt derzeit als am zuverlässigsten und sensitivsten, d. h. er spricht bereits auf sehr geringe Virenlasten an. Da hierfür spezielle Geräte notwendig sind, ist das Verfahren öffentlichen und z. B. auch betrieblichen Teststellen vorbehalten.
In einem Antigen-Schnelltest werden nicht die Erreger an sich, sondern sog. Spikeproteine (Proteine auf der Virushülle) nachgewiesen. Dieses Verfahren ist auch als Selbsttest bekannt, da für das Testen lediglich ein entsprechendes Testkit benötigt wird. Das Verfahren ist nicht so sensitiv wie ein PCR-Test, die Virenlast muss deutlich höher liegen.
Bei beiden Verfahren werden Abstriche mit einem Teststäbchen im Nasen-/Rachenraum durchgeführt, um somit Proben der Nasenschleimhaut für die Analyse zu gewinnen. Mit diesen Abstrichen steht und fällt letztlich die Qualität des Testergebnisses. Je besser das Material des Teststäbchens für die Sammlung der Antigene oder Erbgut-Bestandteile der Viren geeignet ist, desto sensitiver und zuverlässiger wird die Testaussage. Das Ziel des Projekts COVID-Tip war deshalb, ein innovatives Abstrichbesteck zu entwickeln, das in konzentrierter Form die für die Analyse benötigten Bestandteile aus der Nasenschleimhaut aufnimmt und im anschließenden Analyseprozess vollständig wieder abgibt. Diese selektive Adsorption gelang im TLZ-RT mithilfe der Fasertechnologie und einer speziellen Nachbehandlung der für diesen Zweck hergestellten Fasern, ergänzt durch das biomedizinische Know-how des interdisziplinären Projektteams. Erste Gespräche mit Interessenten eröffneten auch bereits Anwendungsfelder über den Einsatz bei der gegenwärtigen Pandemie hinaus.