Die Verschmutzung der Umwelt ist eines der großen, weltweiten Probleme unserer Zeit: Mikroplastik gelangt in die Böden und über Abwässer in die Ozeane. Die European Chemicals Agency definiert Mikroplastik als kleine Partikel, die beim Zerfall von Makroplastik entstehen, oder z. B. in Kosmetika und Agrochemikalien enthalten sind. Insbesondere Verkapselungen von Wirkstoffen, die in der Regel aus synthetischen Polymeren bestehen und in Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln oder Reinigungsprodukten vorkommen, zerfallen zu Mikroplastik und gelangen auf diese Weise in die Umwelt. Obwohl die Funktion der Verkapselungen sowohl im Alltag als auch in der Landwirtschaft und Industrie unverzichtbar ist, richten diese auf lange Sicht hohen Schaden an.
bioORMOCER®e als Beschichtungsmaterial von Aktivstoffträgern
Das Fraunhofer IAP und das Fraunhofer ISC arbeiten daher an einer Lösung, die bisher verwendete Beschichtungen aus synthetischen Polymeren ersetzen soll. Maßgebende Anforderungen an das Material sind einerseits sehr gute Anwendungseigenschaften in Bezug auf chemische wie thermische Stabilität, Barriereeigenschaften und Lagerstabilität, andererseits vollständige Abbaubarkeit unter natürlichen Umweltbedingungen. Die Suche nach einem Material, das beide Anforderungen erfüllt, richtet den Fokus auf ein funktionelles Barriere-Beschichtungsmaterial des Fraunhofer ISC: die Materialklasse der bioORMOCER®e.
Das Projekt »HybridPearls« hat das Ziel, eine funktionelle Verkapselung durch Mehrfachbeschichtung zu etablieren, die verbesserte Anwendungseigenschaften gegenüber dem aktuellen Stand der Technik und vollständige Abbaubarkeit aufweisen. Der Aufbau soll sich an kommerziell eingesetzten Verkapselungstechniken orientieren, die bereits für die Herstellung von Verpackungsmaterialien verwendet werden. Mikrokapseln dieser Art bestehen letztendlich aus drei Komponenten: (1) dem Wirkstoffkern, (2) dem bioabbaubaren Kapselmaterial und (3) der funktionellen, bioabbaubaren Barriereschicht – den bioORMOCER®en.
Das Fraunhofer ISC übernimmt im ersten Teilprojekt eine Reihe von Forschungsschwerpunkten, die sich auf die bioORMOCER®e und die Coating-Prozesse beziehen. Eine wichtige Anforderung an die bioORMOCER®e besteht in der Anpassung an verschiedene Anwendungsbereiche. Die Entwicklung von maßgeschneiderten bioORMOCER®en soll ein Baukastensystem ermöglichen, das Variabilität – z. B. hinsichtlich der verkapselten Materialien und ihrem kontrollierten Abbau – und vielseitige Einsetzbarkeit in unterschiedlichsten Bereichen der Landwirtschaft, Industrie etc. verspricht. Für eine erfolgreiche Herstellung der Kapseln ist es außerdem notwendig, die Aktivstoffträger und auch die Produktionsverfahren wechselseitig aufeinander abzustimmen.
Homogene Beschichtungen, geringer Schichtauftrag wie auch Schichtabrieb sind wesentliche Kriterien der Herstellungsprozesse. Aus diesem Grund werden im Projekt »HybridPearls« geeignete Beschichtungstechnologien entwickelt und getestet.
Nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Industrie sind bioabbaubare Mikrokapseln zukunftsweisend. Mit »HybridPearls« bieten das Fraunhofer IAP und das Fraunhofer ISC einen innovativen und umweltfreundlichen Lösungsansatz für den Ersatz von herkömmlichen Beschichtungen.