Landwirte und Gärtner verwenden oft Mulchfolien, um ihre Ernteerträge zu steigern und die Bodenfeuchte zu regulieren. Das Problem: Das erdölbasierte Material von Mulchfolien ist nicht biologisch abbaubar. Nach der Saison müssen die Folienreste daher mit großem Arbeitsaufwand eingesammelt werden oder sie verschmutzen die Felder. Im Projekt NewHyPe entwickeln Fraunhofer-Forschende gemeinsam mit europäischen Partnern nachhaltige, biologisch abbaubare Mulchpapiere mit einer schützenden Hybridbeschichtung.
Mehrere Jahrzehnte bleiben die Rückstände der Folien aus erdölbasierten Polymeren, v. a. Polyethylen in der Erde. Da sie nicht biologisch abbaubar sind, sammeln sie sich dort an und verschmutzen die Böden. Zwar werden sie am Ende der Saison wieder eingesammelt. Das bedeutet jedoch einen großen Arbeitsaufwand und gelingt in der Regel nicht restlos. Wenn sich die Folienreste zu Mikroplastik zersetzen, können sie letztendlich auch in die Nahrungsmittelkette gelangen. Im Projekt NewHyPe entwickelte ein Forscherteam am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg gemeinsam mit Forschungs- und Industriepartnern aus Deutschland, Finnland und Norwegen bioabbaubare, nachhaltige Alternativen.
Eine wichtige Bedingung: Der umweltfreundliche Ersatz für die großflächigen Folien muss preiswert sein und in Massen hergestellt werden können.
Biologisch abbaubares Papier ersetzt Plastikfolien
Bei der Entwicklung der nachhaltigen Folien setzten die Projektpartner auf zellulosebasiertes Papier. Das hat den Vorteil, dass es sich schnell und rückstandsfrei zersetzt – zu schnell, um direkt eingesetzt werden zu können. Eine schützende Funktionsbeschichtung aus ORMOCER® soll das Papier stabilisieren und den Zersetzungsprozess verlangsamen, sodass es mehr als nur ein paar Regenfälle aushält und auch leichter ausgebracht oder befahren werden kann. Die Materialklasse der ORMOCER®e wurde vor mehr als 30 Jahren am Fraunhofer ISC entwickelt und verleiht durch den hybriden anorganisch-organischen Charakter der Materialien chemische und mechanische Stabilität. Das Mulchpapier soll für eine Anbausaison von etwa drei bis sechs Monaten stabil sein und sich anschließend komplett zersetzen. Erste Tests bewiesen, dass sich durch die Beschichtung des Papiers dessen Nassreißfestigkeit massiv erhöht und es somit stabiler ist als das unbeschichtete Pendant. Ein Kompostiertest zeigte darüber hinaus, dass sich das beschichtete Material langsamer abbaut, sich aber nach wie vor zersetzt.
Neuartiges Hybrid-Mulchpapier
Die Projektpartner arbeiten neben der stabilisierenden Funktionsbeschichtung zudem an einem ganz neuen Hybrid-Mulchpapier aus funktionalisierter Nanocellulose mit ORMOCER®-Bindern. Das Besondere an dem Papier ist, dass es ohne zusätzliche Beschichtung auskommen soll und ebenso wie das beschichtete Mulchpapier aufgrund seiner Bioabbaubarkeit nach dem Einsatz einfach in den Boden eingepflügt werden könnte.
Das Fraunhofer ISC übernimmt innerhalb des Verbundprojekts NewHyPe die Koordination, die Verwaltung und das Management des gesamten Vorhabens. Dank der langjährigen Erfahrung und Expertise im Bereich der Beschichtungsentwicklung ist das Fraunhofer ISC außerdem für die Entwicklung, die Modifizierung und die Charakterisierung von hybriden Beschichtungsmaterialien – die Materialklasse ORMOCER® – und deren Kombination mit den zellulosebasierten Grundmaterialien verantwortlich.