Grünes Gewölbe Dresden – Europas Schatzkammer für die Zukunft bewahren
Das Grüne Gewölbe in Dresden ist eine der kostbarsten und umfangreichsten Schatzkammern Europas. Zu den Glanzstücken gehören emailverzierte Goldschmiedearbeiten aus der Zeit August des Starken von Sachsen. Vor rund 20 Jahren entwickelte das Fraunhofer ISC hierfür ein Restaurierungsmaterial, um die von Korrosion bedrohten Schätze zu bewahren. Neue Untersuchungen bestätigen den Langzeiterfolg der damaligen Maßnahmen, sodass die Konservierung weiterer Objekte dieser Sammlung folgen soll. Dafür erarbeitet das Institut ein nach aktuellen REACH-Verordnungen modifiziertes, umweltverträgliches Material.
Zwischen 1994 und 1999 wurden in zwei Projekten die stark von Korrosion und Schadstoffeinwirkung betroffenen Emails der Goldschmiedeschätze des berühmten goldenen Tafelaufsatzes von August dem Starken zu Konservierungszwecken behandelt. Dazu wurde vom Fraunhofer ISC ein spezielles Hybridpolymer entwickelt, um feine Rissmuster aufzufüllen, Abplatzungen zu verkleben und das geschädigte Email wieder besser auf dem rauen Golduntergrund zu fixieren. Damit sollte ein Fortschreiten des Zerfalls verhindert werden.
Nach rund 20 Jahren zeigen sich nun die Vorteile des damaligen Vorgehens. Das verwendete anorganisch-organische Hybridpolymer, dessen Eigenschaften gezielt auf die Restaurierung geschädigter Emails zugeschnitten waren, konnte langfristig weitere Degradationserscheinungen verhindern und gleichzeitig eine unveränderte Erscheinung der Goldschmiedearbeiten ermöglichen.
Aufgrund dieses Erfolges sollen jetzt weitere Objekte aus dem Grünen Gewölbe – darunter hochempfindliche Elfenbein- und Bergkristallschätze – restauriert werden. Wie bei den Emails auf Goldoberflächen müssen Elfenbein und Bergkristall durch Infiltrationsklebungen gefestigt werden. Die Brillanz und der ursprüngliche Farbeindruck der Schätze müssen dabei erhalten bleiben.
Die kommerziell erhältlichen Ausgangsprodukte, die das Fraunhofer ISC in den früheren Projekten zur Entwicklung des Konsolidierungsmaterials verwendet hatte, werden mittlerweile jedoch nicht mehr in der gleichen Qualität geliefert. Um auch weiterhin ein gleichwertiges und an moderne Umweltrichtlinien angepasstes Material für die geplante Restaurierung bereitstellen zu können, müssen die Forscher des Internationalen Zentrums für Kulturgüterschutz und Konservierungsforschung IZKK in der Außenstelle Bronnbach des Fraunhofer ISC die Synthese überarbeiten.
Dafür wird im IZKK zunächst die ursprüngliche Zusammensetzung des Hybridpolymers auf struktureller Ebene charakterisiert. Für die Neusynthese werden dann die einzelnen Ausgangsstoffe in besonders reiner Form verwendet. Die Herstellung soll wesentlich vereinfacht und in Hinblick auf Umweltverträglichkeit, REACH-Konformität und Preisstruktur noch weiter verbessert werden. Für die spätere Anwendung wird das Verfahren hochskaliert, um in einem Syntheseschritt größere Mengen herstellen zu können. Modernste Analysemethoden überwachen die einzelnen Syntheseschritte und gewährleisten die geforderte hohe Qualität. Bevor das neue Hybridpolymer an den wertvollen Emailkunstwerken zum Einsatz kommt, erfolgen zur Sicherheit Tests anhand von Modellproben, die zur Simulation des vorhandenen Schadensbildes beschleunigt gealtert und gezielt geschädigt werden.
In enger Zusammenarbeit mit der Restaurierungswerkstatt des Grünen Gewölbes werden neben der Syntheseentwicklung Empfehlungen zur praktischen Anwendung und zur Aufbewahrung erarbeitet. Da das Restaurierungsmaterial mittlerweile europaweit nachgefragt wird, sollen die gemeinsamen Erfahrungen an die interessierten Fachkreise weitergegeben werden. Zukünftig wird das Internationale Zentrum für Kulturgüterschutz und Konservierungsforschung IZKK des Fraunhofer ISC dafür nationale und internationale Kurse anbieten.
Das Modellprojekt erhält Förderung durch die Fraunhofer-Gesellschaft und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt im Rahmen des Förderprogramms »Umwelt und Kulturgüter«.
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