Smart Glas auf dem Weg nach vorne – die 12. ICCG in Würzburg zeigt die neuen Trends für Glas und Kunststoff
Glasfenster, die zusätzlich als Displays fungieren und aktuelle Informationen einspielen könnten, ressourcenschonender Leichtbau mit hochfunktionalisierten Folien oder die Zukunft der Verpackungsmaterialien – 280 Experten aus Industrie und Wissenschaft diskutierten auf der »12. ICCG – International Conference on Coatings on Glass and Plastics« in Würzburg über die Zukunft. Was sich mit funktionellen Beschichtungen heute schon alles realisieren lässt, zeigten die mehr als 30 Aussteller auf der begleitenden Fachausstellung im Congresszentrum Würzburg, darunter auch das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC mit Highlights wie elektrisch einfärbbaren Fenstern, gedruckter Sensorik und bioabbaubaren Beschichtungen für kompostierbare Verpackungsfolien.
»Die diesjährige Veranstaltung in Würzburg war wirklich perfekt«, freute sich Prof. Dr. Günter Bräuer, Vorsitzender des internationalen Organisationskommittes der Trendschau und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Schicht und Oberflächentechnik IST, Braunschweig. Das Niveau der wissenschaftlichen Beiträge sei sehr hoch, ebenso die Erwartungen der Industrie an die Forschung, neue Lösungen zu entwickeln. Vor Ort organisiert wurde die alle zwei Jahre an wechselnden Orten tagende ICCG diesmal vom Würzburger Fraunhofer ISC in Zusammenarbeit mit dem renommierten Fachverlag Vincentz Network.
Als wichtiger Innovationstreiber platzierte sich auch hier die Automobilindustrie. »Wir können hier ganz klar einen neuen Trend erkennen«, so Bräuer weiter. Getrieben durch die Elektromobilität würden innovative Verglasungen im Auto benötigt. Entsprechend sind Glas- und Beschichtungslösungen gefragt, die Glaskomponenten funktioneller, stabiler, smarter und leichter machen – Anforderungen, die auch für Einsatzgebiete jenseits von Automotive interessant sind. Hier Multifunktionalität mit möglichst wenig Material und Technik über Beschichtungen zu erreichen, das sahen die Experten als vorrangige Herausforderung an. »Dabei liegt vieles eigentlich bereits in der Schublade, setzt sich aber nicht durch«, beobachtet Bräuer seit Jahren. Manches sei vielleicht bisher zu teuer oder zu komplex, aber manches auch einfach nicht dort bekannt, wo es gebraucht würde. Umso wichtiger seien Veranstaltungen wie diese, um den Austausch über den Stand der Forschung und die Zukunft zu ermöglichen.
Ein weiterer wesentlicher Trend auch für den Bereich Beschichtungen ist die Digitalisierung – einerseits in der Entwicklung und im Design, andererseits auch in der Produktion, um so schnelle, effiziente und individualisierbare Produktionslinien umzusetzen. Im Bereich der Architektur werden in Zukunft Leichtbaumaterialien und Membrankissenkonstruktionen eine größere Rolle spielen. Leichte und ressourcensparende Folienfassaden bringen allerdings neue Herausforderungen für die Materialentwicklung – so sind die eingesetzten Folien extrem dehnbar und benötigen neue funktionelle Beschichtungen, um ein übermäßiges Aufheizen der darunterliegenden Räume und damit verbundenen Energieverbrauch für die Klimatisierung zu vermeiden.
Auch die Weiterentwicklung von Folien für Plastikverpackungen wurde diskutiert. Prof. Dr. Gerhard Sextl, Leiter des Fraunhofer ISC in Würzburg, betonte in seinem Vortrag die Notwendigkeit des Umdenkens, hin zu umwelt- und ressourcenfreundlicheren Alternativen: »Das Problem des Verpackungsmülls und des Mikroplastiks in der Umwelt werden wir für die Zukunft nur mit bioabbaubaren, kompostierbaren neuen Kunststoffen angehen können«, so Sextl weiter. Erst Anfang des Jahres war die Entwicklung der bioORMOCER®e des Fraunhofer ISC mit dem international angesehenen New Plastics Innovation Prize der Ellen McArthur Foundation ausgezeichnet worden. Das Material dient als kompostierbarer Barrierelack dazu, Verpackungen aus Bioplastik sauerstoffundurchlässig, aromadicht und feuchtebeständig zu machen, damit sie auch für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden können.
Zum Abschluss der dreitägigen Konferenz zeichneten die Teilnehmer aus aller Welt die fünf besten wissenschaftlichen Beiträge der Konferenz aus, darunter auch zwei Poster aus dem Fraunhofer ISC, und zogen ein sehr positives Resümee.
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